Yoram Roth, was ist der Unterschied zwischen New York und Berlin?

Zum ersten Mal dieses Jahr haben wir einen Podcast draußen aufgenommen, in der physischen Welt, genauer im Keller des Edel-Co-Working-Space “NeueHouse” mitten in Manhattan. Der Grund: unser Gast hat ihn gegründet, und sitzt nun dort Felix gegenüber am Mikrofon, in roten Schuhen, dunklem Jackett und leicht heiserer Stimme: Yoram Roth.

Yoram ist Kultur-Investor zwischen New York und Berlin. Er ist an so vielen Unternehmungen beteiligt, dass man von außen leicht den Überblick verliert. Die bekanntesten in den USA und der Welt sind wahrscheinlich NeueHouse und das Foto-Event-Museum Fotografiska. Die bekanntesten in Deutschland sind das Medienhaus tip, und Clärchens Ballhaus. Dazwischen gibt es noch viel mehr: Galerien, Restaurants, Bars, stille Beteiligungen. Und ein Leben zwischen zwei Kontinenten, das Yoram weitestgehend selbst managed. “Wenn mich jemand fragt, wo lebst du? Dann sage ich ‘in Rimowa’”.

Yorams Wurzeln liegen in der Schönhauser Allee im Prenzlauer Berg. Sein Vater wird dort 1933 in die jüdische Kaufmannsfamilie Roth hineingeboren. 1938 fliehen die Roths über Frankreich nach Tel Aviv. Anfang der 1950er kommen sie wieder, in der Hoffnung auf einen Neuanfang. Anfang der 60er lernen sich Yorams Eltern kennen. Dann steht plötzlich die Mauer. “Wir wurden zweimal gevögelt, wie man in der Geschäftswelt sagt. Erst haben uns die Nazis alles weggenommen, dann die Kommunisten.”

Doch die Familie Roth schafft auch den dritten Neustart - höchst erfolgreich. Sein Vater wird ein Mäzen der Stadt, und Yoram wächst zwischen Paris Bar und John-F.-Kennedy Schule auf, "verliebt in die U.S.-Kultur". Nach mehreren Schulwechseln - “ich war keine akademische Leuchte” - landet er 1983 auf einer High School in New York, und bleibt in der Stadt bis die Mauer fällt. Es folgen: Rückkehr nach Berlin, Lehrjahre an der Seite seines Vaters, ein Sprung ins Silicon Valley, wo er im Dotcom-Boom sein erstes kleines Vermögen macht - “dumb luck” - und schließlich die Karriere als Investor.

Heute ist er Vater dreier Söhne, die alle in New York aufgewachsen sind; die Stadt treibt ihn an. “Ich liebe die Motivation hier. Den Professionalismus. In Berlin kann es jeder schaffen, der sich eine Viertelstunde anstrengt. If you can make it there, you can make it – there.” Trotzdem hängt sein Herz dort. “Ich liebe mein Berlin. Ich glaube es wird immer farbenfroher sein als New York. Aber Berlin nach Corona ist wie New Orleans nach dem Hurrikan Katrina. Das hat viele Veränderungen beschleunigt.”

Zuletzt hat er sich mit den Bewohnern seiner Heimatstadt als Käufer des ikonischen Clärchens Ballhaus angelegt. Der Shitstorm prasselte, die Petitionen versuchten ihn zu vertreiben, und doch trafen sich am Ende alle bei der Eröffnungsparty. Für Yoram ein weiterer Beweis seines Geschäftsprinzips, das besagt: Kunst und Kommerz gehören zusammen. Auch wenn das vielen nicht gefällt. “Mein Motto ist eine Zeile von Lou Reed: 'Between thought and expression lies a lifetime'. Ideen hat jeder. Aber mach erstmal.”

Warum Yoram Kunst und Kommerz als eins betrachtet, was er über Krypto denkt und welchen Tipp er für Dinner-Gastgeber hat – das und mehr in der 48. Folge des Wunderbar Together Podcasts.

 

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