Warum fallen wir auf den Tech-Mythos rein, Adrian Daub?
Vom vierhändigen Klavierspiel zu kotzenden Kindern bis hin zu Elon Musk - in dieser 55. Episode von Wunderbar Together mit Professor (!) Adrian Daub ist alles drin.
Adrian, der mit Partner und Kind in San Franciscos "Gayborhood”, dem Castro, lebt und Literaturwissenschaften und Germanistik in Stanford lehrt, ist aktuell vor allem deswegen in deutschen Medien zu finden, weil er als einer der besten Erklärer für einen Ort gilt, der uns seit Jahrzehnten als Mythos angepriesen wird: das Silicon Valley.
In seinem in der Pandemie erschienen Buch „Was das Valley denken nennt“ (auf Deutsch hier und auf Englisch hier) ergründet Adrian die intellektuellen Wurzeln der Menschen, die diese Mythen erfunden haben – und die Firmen, die daraus entstanden sind. Er sagt: Google, Facebook und andere Tech-Riesen sind ganz stinknormale Unternehmen, die sehr erfolgreich darin sind, allen einzureden, dass sie keine ganz stinknormalen Unternehmen sind.
Darüber sprechen wir natürlich, und wie sehr sich das System ständig selbst bestärkt – Stichwort Elon Musk – und wie schwer es für Andersdenkende ist, innerhalb dieses Clubs zu existieren.
Aber Adrian hat noch so viel mehr mitgebracht, dass diese Folge deutlich länger als üblich ausfällt. Zum Beispiel “Germany in 5 Words” – das ist ein echter Uni-Kurs, den Adrian in Stanford lehrt, und einer der beliebtesten seiner Fakultät mit hunderten Zuhörer*innen, die alle wissen wollen, welche fünf Wörter man braucht, um einige wichtige Dinge über Deutschland zu verstehen (spoiler alert!):
- Kultur – was hat das mit “culture” gemein, und was ist ganz anders?
- Deutschland – warum heißt es nicht “Germanland”?
- Ausland – wieso hat das nix mit “Outlander” zu tun?
- Vergangenheitsbewältigung – wer kann das überhaupt übersetzen?
- Umwelt – warum ist das viel mehr als “environment”, und warum tun sich die Deutschen so schwer mit dem Thema Energie?
Good for you, Adrian, möchten wir ihm zurufen! Aber auch das kann man nur so schwer übersetzen. Beim German macht Adrian denn noch lange nicht halt: Er ist eigentlich Cellist und hat sich für sein erstes Buch das Klavierspielen wieder beigebracht (what?). Er weiß, dass der geheimnisvoll-machtvolle deutsche Investor Peter Thiel sein Silicon Valley Buch gelesen hat, aber nicht mochte (how?). Er vermisst an Deutschland vor allem das öffentliche, heftige Streiten über viele Themen (seriously?). Und er verspricht uns: sein nächstes Buch kommt bald.
Schnallt euch an und kommt mit auf eine faszinierende Achterbahnfahrt durch ein Superbrain, das uns hoffentlich noch öfter bei Wunderbar Together Türen in unsere eigene Sprache und Kultur und die der Westküste öffnen wird. Thanks for having us, Professor Daub!
Folgt Adrian auf Twitter und lernt mehr über ihn auf seiner Website. Falls ihr bei ihm studieren oder seine wissenschaftlichen Arbeiten lesen möchtet, hier lang. Und last but not least: Adrian gibt’s auch zum Hören, in The Feminist Present. Unbedingt abonnieren!
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