1983 kommt Konstantin als Austauschschüler das erste Mal in die USA – „mitten ins ländliche Pennsylvania, da wurde ich gefragt, ob wir Kühlschränke zuhause haben und in mein Yearbook schrieb jemand „to the nicest Nazi I ever knew“. Was ihm, dem Lehrerkind, von Beginn hilft, ist seine Unlust auf Schulunterricht. Stets auf der Suche nach Möglichkeiten, befreit zu werden, besucht er Vorträge und Workshops und landet schließlich bei einer Präsentation der Uni Stanford, die ihn begeistert: das Wohnen auf dem Campus, die Nähe von Lehrenden und Studierenden – ein ganz anderes Leben als das seiner Schwestern, die in deutschen Städten studieren. Er schafft als Außenseiter die Aufnahme. “In meinem Jahrgang waren sonst nur zwei Deutsche: ein Diplomatenkind und ein Schüler der John-F-Kennedy-Schule in Berlin. „Ich war ganz anders” – und dieses Anderssein sei auch heute noch ein guter Grund, sagt Konstantin, sich an Eliteunis zu bewerben.
In Stanford schreibt Konstantin 1997 das erste Konzept für eine Plattform, auf der sich Berufstätige vernetzen. Es dauert aber noch 6 Jahre länger, bis er gemeinsam mit Reed Hoffmann und anderen tatsächlich LinkedIn gründet. „Das Schwierigste für uns am Anfang war, den Leuten klar zu machen, dass sie langfristig einen Nutzen aus der Plattform ziehen.“ Viele lehnen die Idee eines nüchternen beruflichen Netzwerks, das anfangs ohne Profilfotos auskommt, aus Prinzip ab. Friendster oder MySpace haben deutlich mehr Zulauf. Doch nach Jahren kontinuierlichen Wachstums hängt LinkedIn schließlich alle Konkurrenten ab. “Ein overnight success? No, it was ten years in the making.“
Inzwischen lebt Konstantin seit über vier Jahrzehnten in den USA – und bestreitet den Lebensunterhalt seiner Familie hauptsächlich aus den Dividenden seines Vermögens. „Ganz nach dem KISS-Prinzip: Keep it simple, stupid.“ Seine Zeit widmet er vor allem dem Unterstützen anderer. Dazu gehört: 50 Kilometer die Woche wandern. Mit Menschen, die studieren, Unternehmen gründen oder längst wieder verkauft haben. „Es ist einfach, das Leben vor sich hin zu leben und zu machen, was von einem erwartet wird. Aber es ist wichtig, andere Wege auszuprobieren, auch wenn die eigenen Freunde das erstmal nicht gut finden. Wenn man sich denkt: ich könnte später bereuen, das nicht getan zu haben – dann sollte man es zumindest versuchen.“
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