Constantin Köhncke, warum machen die USA so gute Musik?

“Früher waren wir alle Nerds, Musik zu produzieren war kompliziert. Heute ist es viel leichter geworden, auch schon 11-Jährige sind mit ihrem Phone am Start”, sagt Con Köhncke. “Und wenn deine Beats fresh sind, ist es egal, ob du in Zürich sitzt oder in Los Angeles.”

Den meisten von uns, die Musik hören, bleiben die eigentlichen Macher im Kleingedruckten verborgen. Für Con sind sie seine Kunden und Freunde – er sitzt mit ihnen im Studio oder stellt ihnen neue Sounds vor. Als Mit-Geschäftsführer von Native Instruments, einer Musikfirma, die weltweit Instrumente synthetisiert und für Produzenten und DJs als Software und Hardware bereitstellt, operiert Con Köhncke im Maschinenraum der amerikanischen Musikindustrie. Seine Arbeit findet dort statt, wo aus einem Sound ein Track und aus einem Track ein Hit wird.

Als Kind hört Con – Geburtsname Constantin – Hip-Hop, doch ein Umzug mit seinen Eltern nach London als Teenager bringt nicht nur die Verkürzung seines Namens, sondern auch seine Karriere als “DJ Dotcon” ins Laufen. “Erst hab ich viele schlechte Gigs gemacht, auch Hochzeiten auf dem britischen Land”, dann kommt er durch die Rückkehr nach Berlin in die House-Szene. “House ist die einfachste Musik zum Auflegen, viel einfacher als Hip-Hop, wo man von einem Hit zum nächsten springen muss. House ist eher Marathon als Sprint.”

Con studiert Medienmanagement und entdeckt seinen Traumjob bei der Firma, deren Produkte er bereits zum Auflegen nutzt: Native Instruments. Er zieht für die Firma nach Los Angeles, um dort das Marketing im wichtigsten Musikmarkt der Welt aufzubauen. Grammy-Parties, Meetings mit den berühmtesten Producern, Rappern und DJs sind jetzt sein Alltag.

Bis heute überstrahlen die USA alle anderen Musikmärkte. Nicht nur die große wirtschaftliche Maschine und die extreme Konkurrenz sind Gründe dafür, sondern laut Con auch die Diversität der Einflüsse, die Verbreitung von Musik als Kulturgut und Performance als Teil der Mentalität. Die Einstellung ist: “Ich mache das jetzt und ich glaube an mich und ich MUSS damit erfolgreich sein.”

Bis heute haben es nur wenige Deutsche in der Musik-Hauptstadt Los Angeles geschafft, groß herauszukommen. Dazu gehören Hans Zimmer, Rammstein, Zedd – alles Macher, die laut Con wenig mit anderen Deutschen in den USA zu tun haben, sondern sich vor allem auf die lokale Industrie konzentrieren. “In der Ebene darunter ist aber viel los. Es wird immer mehr produziert und immer mehr mit Experten. Die Tracks von heute bestehen aus vielen Bausteinen, wie bei Lego - jemand macht die Melodie, jemand anders die Drums, dazu gibt’s einen Rapper, verschiedene Musiker. Viele Deutsche, die heute an der US-Musikindustrie beteiligt sind, müssen gar nicht mehr im Land leben.”

 

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